Mutter Courage und ihre Kinder

von Bertolt Brecht mit Musik von Paul Dessau
Premiere am 8.10.2020 — Schauspielhaus, Großes Haus

Westdeutsche Zeitung
9.10.2020
Ein hyperventilierter Mix aus Revue, Comic und Video-Projektionen. Starke Bilder und sehr starke Schauspieler.

Rheinische Post
9.10.2020
Sebastian Baumgarten inszeniert Brechts Stück über den Dreißigjährigen Krieg als eine Mischung aus Revue und Videokunst. Am Schluss der Inszenierung wird es immer gespenstischer. Rosa Enskat verkörpert die Courage anfangs mit viel Temperament, zum Schluss hin immer häufiger verhalten. Der Dreißigjährige Krieg hinter lässt seine Spuren, und am Ende steht nicht nur sie vor einem jener Trümmerhaufen, die von Zeit zu Zeit über die riesige Videowand im Hintergrund der Bühne flimmerten. Mutter Courage soll kein Mitleid auf sich ziehen. Rosa Enskat spielt diese Rolle zwischen grotesken Ungetümen auf der Bühne in Outfits von heute herb genug, um Brechts Forderung zu erfüllen. Die Songs von Paul Dessau klingen hier ziemlich rockig. Als bester Schauspieler erweist sich kurioserweise eine Nebenfigur: Wolfgang Michalek als Koch. Seine wechselnden Grimassen zu erleben, die Rauchwolken, die er von Zeit zu Zeit ausstößt, die Gerissenheit, mit der auch er auf seinen Vorteil bedacht ist – das ist ein Vergnügen am Rande und trifft den Kern des Stücks.

nachtkritik.de
8.10.2020
Die interessanteste Figur ist Lea Ruckpauls stumme Kattrin, die hochpräsent das Geschehen rein mimisch und körperlich reflektiert, in einer schönen Szene einer Prostituierten die roten Schuhe stiehlt: die unfassbare Sehnsucht eines Menschen, der in einer Ewigkeit von dreißig Jahren um sein Leben betrogen wird. Die Inszenierung ist desto besser, je weiter sie sich von Brecht entfernt. Am Schluss tanzen die Figuren, ihrer Kostüme entledigt, in hautengen Bodies auf Rollschuhen, und die David-Lynch-hafte Düsternis, die grelle Apokalypse, die sich hier einstellt, entfacht einen Sog, den Brechts sogenannte Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg weitgehend schuldig geblieben ist.


Besetzung

Mutter CourageRosa Enskat
Kattrin, ihre stumme TochterLea Ruckpaul
Eilif, der ältere SohnRaphael Gehrmann
Schweizerkas, der jüngere SohnJonas Friedrich Leonhardi
Der FeldpredigerRainer Philippi
Yvette PottierCathleen Baumann
Der FeldhauptmannMarkus Danzeisen
VideoPhilipp Haupt
LichtJean-Mario Bessière
MusikChristoph Clöser, Jörg Follert
DramaturgieJanine Ortiz

Dauer

2 Stunden — keine Pause