Momentum

von Lot VekemansDeutsch von Eva M. Pieper und Alexandra SchmiedebachUraufführung am 12. Oktober 2018Central — Große BühneSchauspiel

Über das Stück

Die Stücke der niederländischen Dramatikerin Lot Vekemans, u.a. »Judas« und »Gift. Eine Ehegeschichte«, sind in 15 Sprachen übersetzt und mehrfach ausgezeichnet worden. Am Düsseldorfer Schauspielhaus ist nun die Uraufführung ihres neuesten Werks, »Momentum«, zu erleben. Hier dreht sich alles um die Macht und ihren Preis: Meinrad Hofmann ist Parteivorsitzender und Präsident eines großen westlichen Staates, und er hat sein Momentum verloren. Der jüngste Eklat war einer zu viel. Meinrad droht, unter der Last der Anforderungen, die sein Amt mit sich bringt, zusammenzubrechen. Es scheint, als gäbe es nur noch eine letzte Gelegenheit, das Blatt zu wenden, und zwar bei der Fünfzig-Jahr-Feier der Partei. Sein engster Berater und Spindoktor meint, First Lady Ebba müsse eine Rede zugunsten ihres Mannes halten, und Meinrad solle auf dem Fest besser schweigen. Aber wie soll Ebba Hofmann ihren Mann unterstützen, wenn sie genauso abgekämpft und ausgezehrt ist wie er selbst, nachdem auch sie jahrzehntelang für den Erfolg gearbeitet hat? Und was ist eigentlich ihr Lohn für die ganze Selbstaufgabe im Dienst der Sache? Ebba und Meinrad scheinen ihre gemeinsame Vision verloren zu haben. Beide fragen sich, ob die Ideale, deretwegen sie einst in die Politik gegangen waren, nicht eigentlich eine große Selbsttäuschung sind, eine folie à deux, ein Wahnsinn zu zweit.


»Momentum« nimmt uns mit hinter die Kulissen der Macht und gewährt einen brutalen, schonungslosen, ganz intimen Blick auf deren Akteur:innen. Die Menschen, die die Welt regieren, hier sehen wir sie mit ihren Ängsten, Komplexen und Dämonen ringen. Es inszeniert Hausregisseur Roger Vontobel, der sich zuletzt für Shakespeares »Der Kaufmann von Venedig« verantwortlich zeichnete.

Besetzung

Meinrad Hofmann Christian Erdmann
Ebba Hofmann Jana Schulz
Dieter Seeger Wolfgang Michalek
Ekram Lindner Kilian Land
Das ungeborene Kind André Kaczmarczyk
Autorin Lot Vekemans
Bühne und Licht Klaus Grünberg
Kostüm Tina Kloempken
Dramaturgie Janine Ortiz

Dauer

2 Stunden — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

Spielstark und emotional glaubwürdig. Ein Stück über die Psychologie der Macht.
3sat Kulturzeit
Ein virulentes Thema hochspannend poetisch verdichtet. [...] Wie Ebba von diesem Leben aufgefressen wird und es doch unbedingt haben will, wie Meinrad in all seinem glaubhaften Idealismus durch den unreflektierten, fast weinerlichen Umgang mit seinem Ego und vor allem durch die in seinem Kopf offenbar festgeklopften Geschlechterrollen limitiert wird, das zeigen Vekemans und ihr Uraufführungsregisseur Roger Vontobel in sehr differenzierten und glaubwürdigen Charakterstudien. Und Christian Erdmann und Jana Schulz erspielen das präzise und virtuos, geben ihren Figuren vor allem Leben und Seele.
Die deutsche Bühne
Jana Schulz, eine Triumphatorin des Androgynen, befreit sich lebhaft aus ihren madamigen Posen. [...] Christian Erdmann zeigt Meinrad Hofmann emotional stark in seinen Schwächen und Selbstzweifeln, Wolfgang Michalek konturiert Dieter Seeger alsd bulligen Büromephisto [..] und André Kaczmarczyk gibt dem ungeborenen Kind mächtig Zucker.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Ein starker Abend. Das Düsseldorfer Schauspielhaus hat eine Top-top-top-Besetzung aufgeboten, um das Vekemans-Stück uraufzuführen, das ist ein Statement und eine unübersehbare Reverenz an die Autorin aus dem Nachbarland.
Nachtkritik
Jana Schulz und André Kaczmarczyk als ihr schmiegsam provozierender Schatten kämpfen ein Duell aus und finden im Duett zu einer Innigkeit und Intimität, die »Momentum« wohl eher abzutrotzen gewesen ist. Vekemans’ Drama führt mit ihrer Symbiose in einen Transitraum zwischen Welt und Tod und in ein wie von Strindberg schattiertes Nachtstück.
kultur west
Lot Vekemans hat eindrückliche Figuren entworfen, die in der Düsseldorfer Inszenierung von starken Schauspielern getragen werden, und sie psychologisch so glaubwürdig ausgestaltet, dass sie nicht zum Sprachrohr politischer Phrasen werden. Sie denken beim Reden und reden beim Denken, und dabei schaut man ihnen gerne zu.
Rheinische Post
»Momentum« erzählt eindrucksvoll vom Preis der Macht, den Spitzenpolitiker zahlen müssen. Das Ensemble erzeugt dabei einen Sog, der die Zuschauer in die Abgründe des Politikgeschäftes zieht.
Westdeutsche Zeitung
Roger Vontobels psychologisch genaue Arbeitsweise, die gerade Klassikern oft etwas unerwartet Menschliches entlockt, ermöglicht starke schauspielerische Momente.
Süddeutsche Zeitung
Vontobel kann auf ein erstklassiges Ensemble bauen. Seine langjährige Muse Jana Schulz ist als Ebba eine Bank. Christian Erdmann als ihr Gatte spielt gekonnt auf der Klaviatur der Verzweiflung: dünnhäutig, streitsüchtig und nützlich für die Interessen des dubiosen Dieter, dem Wolfgang Michalek etwas Aalglattes gibt.
Neue Rhein Zeitung