Don Karlos

von Friedrich SchillerPremiere am 14. Dezember 2018 Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

Don Karlos ist Thronfolger, aber die Macht widert ihn an. Um Spaniens Einfluss in Europa zu festigen, hat sein Vater, König Philipp II., die von Karlos angehimmelte Elisabeth von Valois, die ihm eigentlich schon versprochen war, selbst zur Frau genommen und Karlos so mit dem Verhängnis gestraft, seine eigene Mutter zu begehren. Da kommt Karlos’ Jugendfreund, der Marquis von Posa, zurück an den königlichen Hof. Er liebt keinen einzelnen Menschen, sondern den Menschen an sich. Seine Erfahrungen in den niederländischen Religionskriegen haben ihn zum Idealisten gemacht, der für eine bessere Welt kämpfen will. Er zieht den unglücklichen Kronprinzen auf seine Seite und begibt sich ins Netz der Intrige, um das System von innen heraus zu verändern. Philipp II., der ausgezehrt ist von der Einsamkeit der Macht, zeigt sich zunächst angetan von Posa, doch der spanische Hof bleibt vermintes Terrain. Und in so einer unerbittlichen Staatsmaschinerie ist »Freiheit« vielleicht das gefährlichste Wort, das man äußern kann.

Regisseur Alexander Eisenach, der u.a. am Staatstheater Hannover, am Schauspiel Frankfurt, am Schauspielhaus Graz und am Berliner Ensemble inszeniert, nähert sich dem Stoff, als sei dieser eine Versuchsanordnung darüber, was passiert, wenn in eine erstarrte Gesellschaft die Möglichkeit des Handelns zurückkehrt.

Besetzung

König Philipp Wolfgang Michalek
Elisabeth Lea Ruckpaul
Prinzessin Eboli Lou Strenger
Marquis von Posa André Kacz­marc­zyk
Herzog von Alba Sebastian Tessenow
Domingo Alexej Lochmann
Großinquisitor Karin Pfammatter
Kostüm Lena Schmid
Musik Sven Michelson
Licht Matthias Märker
Dramaturgie Frederik Tidén

Dauer

3 Stunden, 30 Minuten — 1 Pause

Trailer

Pressestimmen

Es ist, als würden Posa, Karlos, Philipp, Elisabeth und die Eboli ihr Korsett sprengen und, indem sie die Façon verlieren, lebendig sind im Überschwang. Sie werden zu Anderen – oder werden sie selbst.
nachtkritik.de
Alexander Eisenach trifft mit seiner Inszenierung von Schillers »Don Karlos« in Düsseldorf einen Nerv des 21. Jahrhunderts. Eisenach tat gut daran, das breit angelegte Stück nicht auf diesen Aspekt einzuengen, sondern Schillers Charakteren und dem famosen Düsseldorfer Ensemble Raum zu geben. Denn Freiheitsträume und Intrigen, Vater-Sohn-Konflikt und Verrat, unglückliche Liebe und Machtbesessenheit vermischen sich in diesem wortgewaltigen Stück zu einem Handlungsgeflecht, das den Zuschauern viel zumutet, sie aber auch reich beschenkt. In Düsseldorf verleiht Jonas Friedrich Leonhardi seinem Don Karlos früh ein Gepräge, das ihn unverwechselbar macht: in seiner Wut ebenso wie in seiner Verzweiflung, in seinem unbändigen Bewegungsdrang und in seiner seltsamen Kostümierung. Das Düsseldorfer Premierenpublikum beklatschte »Don Karlos« ausdauernd und begeistert – großes Theater.
Rheinische Post
Eisenach verweigert als Regisseur die Entscheidung zwischen Polit- und Liebesdrama. Er will beides, kürzt kaum und motzt das Stück nur punktuell mit scherzhaften Zeitbezügen auf. Wolfgang Michalek spielt den autoritären spanischen König Philipp ungeheuer intensiv: als skrupellosen Throntäter und zugleich als Gefangener seiner Macht. Seine nackt Plauze darf ungeniert im Stil eines Tony Soprano unter der offenen Weste hervorquellen, die Gesten sind direkt, machistisch, herablassend, die Lust am Machtspiel ungebremst.
Theater heute
Intensiv und stark gespielt. Zu erleben ist dieses vielschichtige und politische Königsdrama im Düsseldorfer Schauspielhaus. Der junge Ost-Berliner verbeugt sich voller Ehrfurcht vor der Sprache Schillers, kürzt kaum eine Silbe, fügt stattdessen Einschübe und Gimmicks hinzu. Das Ergebnis: Ein Vierstunden-Abend, der im ersten Teil die Stärken der Darsteller ausreizt und große Theater-Momente bietet [...] Mal wieder glänzen Düsseldorfs herausragende Schauspieler, die sich mit Wucht in ihre Rollen werfen – bis zum bitteren Blut-Ende.
Westdeutsche Zeitung
Wolfgang Michalek in der Rolle des Königs Philipps II gelingt es, jede Fascette, jedes Gesicht dieses furchtbaren und doch tragischen Menschen glaubhaft zu machen und die Tiefenschärfe und Ambivalenz der Figur aufzuspüren.
WDR 5 Scala
Die Bühne nimmt sehr stark den Charakter einer Maschine an, die die Menschen verschlingt und wieder ausspuckt. Als Bild eines gewalttätigen Systems und auch mit einer düsteren, unheimlichen Atmosphäre funktioniert diese Bühne sehr gut.
WDR 3 Mosaik
Der Regisseur nimmt den Text sehr ernst. Vorzüglich spielt Lou Strenger das schelmische Werben der Prinzessin, ihre mähliche Desillusionierung und dann den Umschlag in den Plan, Rache zu nehmen. Kaczmarczyk lässt unter der Haut des engagierten Kämpfers für die Freiheit eine verletzbare Seele aufscheinen. Dieser Mann brennt nicht nur mit allen Nervenfasern für seine Sache, er verbrennt mit ihr.
Theater der Zeit