Caligula

von Albert CamusPremiere am 17. März 2018Central — Große BühneSchauspiel

Über das Stück

Was passiert eigentlich, wenn man sie ernst nimmt, die sogenannte Philosophie? Mit 25 Jahren, ungefähr im gleichen Alter wie seine Hauptfigur, verfasste der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus sein erstes großes Bühnenstück: »Caligula« – die beispiellose Allmachtsfantasie eines jungen Nihilisten. Die Geschichte des römischen Kaisers Gaius Caesar Augustus Germanicus, genannt Caligula, beginnt mit dem plötzlichen Tod seiner Schwester und Geliebten. Ihr Verlust lässt den bis dahin allseits geschätzten Herrscher zu einer folgenschweren Erkenntnis gelangen: »Die Menschen sterben, und sie sind nicht glücklich.« Die Absurdität der menschlichen Existenz wird Caligula in ihrer vollen Härte bewusst. Da beginnt der mit schier unbegrenzter Macht ausgestattete Kaiser, gegen die Welt und gegen das Leben zu rebellieren. Des einen Frau macht er zur Hure, des anderen Kind tötet er, dem Dritten nimmt er den Vater, und alle Bürger:innen enterbt er zugunsten der Staatskasse. Caligula fordert Roms Eliten heraus. Doch allein sein kluger Gegenspieler Cherea begreift, dass der Kaiser die absolute Freiheit des Menschen provozieren will. Während rundherum sein Sturz geplant wird, ist Caligula schon einen Schritt weiter: »Man kann nicht alles zerstören, ohne sich selbst zu zerstören.« Camus’ »Tragödie der Erkenntnis« bietet eine Steilvorlage, die Perversion politischer Macht heute zu reflektieren, zugleich besticht sie durch die Schönheit der Konsequenz.

Es inszeniert Sebastian Baumgarten, seit zwanzig Jahren einer der beständigsten und profiliertesten Theater- und Opernregisseure, dessen Arbeiten sich durch die Frischheit ihrer Ideen und eine hohe politische Bewusstheit auszeichnen. In der Titelrolle sehen Sie den mit dem Publikumspreis »Gustaf« ausgezeichneten André Kaczmarczyk.

Besetzung

Caesonia Yohanna Schwertfeger
Helicon Ben Daniel Jöhnk
Cherea Miguel Abrantes Ostrowski
Lepidus Rainer Philippi
Patricius Markus Danzeisen
Musiker Jovan Stojšin
Bühne Barbara Steiner
Video Hannah Dörr
Dramaturgie Janine Ortiz

Dauer

2 Stunden — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

Dass der Schauspieler [André Kaczmarczyk], Shooting-Star des Düsseldorfer Theaters, die Riesenrolle glänzend meistern würde, war zu erwarten. Er zieht alle Register, herrisch und impulsiv, dann wieder weich und weiblich. Wie Insekten krabbeln seine Finger über die Körper seiner Opfer. In wechselnden Kostümierungen und Maskeraden erfindet Caligula ständig neue Regeln – um sie als erster zu brechen.
Süddeutsche Zeitung
André Kaczmarczyk, Star des Düsseldorfer Ensembles, beherrscht als Caligula alle Register zwischen Kleinkind und Großkiller und ist toll anzusehen als gehetztes, verzweifeltes Rumpelstilzchen, das sich immer größere Ideen ausdenken muss, um das eigene Unglück zu besänftigen, sich voller hyperaktivem Selbstekel als schlammige Voodoo-Puppe anbeten lässt und gespenstisch Blutwalzer tanzt, als sadistischer Fetischmeister in Latex-Mantel verkleidet. Ein überbordender Abend.
Theater heute
Die klug und rationell eingesetzten, kantenscharfen Videos von Hanna Dörr dienen vor allem als Distanzmittel wie auch die Kostüme von Christina Schmitt – ein angenehm anzusehender, farbiger, fast augenzwinkernder Mix von einst und jetzt, stilisierte Kittel und Kunststoffmäntel über heutiger Couture und Alltagskleidung. So wird Camus‘ abgezirkelte, komplexe, aber nie verschwurbelte Sprache frei, kann und muss man seine messerscharfen Gedanken nachvollziehen. Was funktioniert, weil wir einem herausragenden Ensemble bei der Arbeit zusehen und der Regisseur die Gedankenklarheit und das Grobschnitthafte dieser Sprache meisterhaft disponiert.
Die deutsche Bühne
Ein Abend, der nicht loslässt. André Kaczmarczyk füllt die Figur auf einem ungeheuer hohen Energielevel, er wirft sich hinein, hat da ganz große Möglichkeiten, kann viel einsetzen und powert den Abend durch.
WDR 5 Scala
Sebastian Baumgarten hat einen überbordenden Abend erschaffen. Sein Hauptdarsteller André Kaczmarczyk wütet in vielen Facetten zwischen Kleinkind und Großkiller.
Deutschlandfunk Kultur heute
André Kaczmarczyk ist als disparater Irrläufer durch die eigenen inneren Konfliktzonen im permanenten Ausnahmezustand. Zunächst verstörtes enfant sauvage und wie ein erschrockenes Tier, gebärdet er sich als Purzelbaum schlagender Fant und ironisch hohl tönender Rhetor. Näher dran an Andreas Baader mit Knarre und krawalliger Reality-Agent provocateur, wischt er unwirsch das Bild vom dekadenten monstre sacré beiseite.
Nachtkritik
Sehr kraftvoll agierende Schauspieltruppe. Es lohnt, sich anregen zu lassen.
WDR 3 Mosaik
Leise klingt der Schluss dieses ansonsten spektakulär aufgeheizten und knallfarbigen Theaterabends »Caligula«, der jetzt im Schauspielhaus (Central) in Sebastian Baumgartens Regie Premiere feierte. [...] Im Schauspielhaus ist es ein fesselnder, blutrünstiger, bilder- und effektreicher Parforceritt durch die Abgründe eines Tyrannen, der die Zuschauer in pausenlosen zwei Stunden schockiert und elektrisiert – besonders dank André Kaczmarczyk, der sich auch in diese Titelrolle »hineinschmeißt« und sich erschöpft, mit Haut und Haaren den nachdenklichen, aber auch wahnsinnigen Gewaltmenschen spielt.
Westdeutsche Zeitung
Enorme Bilder und großartige Schauspieler.
Rheinische Post
Ein richtiges Spektakel.
Neue Rhein Zeitung
André Kaczmarczyk ringt der der Rolle viele Facetten ab. Sein Caligula ist intellektuell und irre, naiv und durchtrieben, kindlich und hundsgemein. Ihm zur Seite steht seine Geliebte Caesonia (Yohanna Schwertfeger), eine böse Prinzessin. Zwei grausame Kinder in ihrem bonbonrosa Reich.
Westfälische Rundschau