Longings and Belongings

Neue Veranstaltungsreihe über Sehnsüchte und ZugehörigkeitenNächste Ausgabe: Black sounds, white ears — Eine kritische Betrachtung der Jazz-Rezeption in der Musik- und Kunstszene in Deutschland — Zu Gast: Harald Kisiedu, Anys Reimann, Hermes Villena — am 16. Mai um 20 Uhr — in Kooperation mit Callshop RadioSchauspielhaus, Kleines Haus

Termine

https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Fr, 16.05. / 20:00
Die Jazz-Rezeption in der Musik- und Kunstszene in Deutschland — Vortrag, Lecture-Performance und Party — Longings and Belongings 3
Schauspielhaus, Unterhaus
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Mi, 02.07. / 20:00
Dokumentarfilmvorführung in Gedenken an das Massaker in Sivas/Türkei am 2. Juli 1993 mit anschließendem Gespräch — Longings and Belongings 4
Schauspielhaus, Kleines Haus
In Kooperation mit der Alevitischen Gemeinde Düsseldorf e.V.
Wir veröffentlichen regelmäßig neue Termine.

Über die Veranstaltungsreihe

Das tägliche Dasein in unserer postmigrantischen Gesellschaft ist geprägt von Sehnsüchten und Fragen nach Zugehörigkeiten. Wer wird gehört, was wird gesehen, wessen Geschichten werden erzählt? In unserer neuen Veranstaltungsreihe »Longings and Belongings – Über Sehnsüchte und Zugehörigkeiten« wollen wir plurale, vielschichtige und intersektionale Realitäten hören, sehen, besprechen und erfahrbar machen.

Im März starten wir mit einer Lesung und einem Gespräch mit der Bestsellerautorin Alice Hasters und ihrem Buch »Identitätskrise«.
»Sind die 90er wieder zurück?«, fragen wir uns bei einem Podiumsgespräch im April und diskutieren aus den Perspektiven von Aktivismus und Journalismus. In dieser Ausgabe zeigen wir zudem Ausschnitte aus der mit dem Deutschen Theaterpreis »Der Faust« ausgezeichneten theatralen Busreise »Solingen 1993«.
Im Mai wird es um die Geschichte des Jazz und dessen heutige Rezeption in der Musik- und Kunstszene in Europa und Deutschland gehen. Wie hat sich der Jazz, der in der afroamerikanischen Kultur verwurzelt ist, entwickelt? Hat er das Potenzial, die Kluft zwischen der sogenannten Hoch- und der Subkultur zu überbrücken? Ist die Szene exklusiv oder bietet sie immer noch Räume für Experimente?
Und was haben diese ganzen Fragen mit unserer Gesellschaft und der Kunstszene zu tun? Kuratiert wird die neue Reihe von Dîlan Kılıç, Referentin für Diversität am D’haus.

Kommende Ausgaben

Black sounds, white ears
Eine kritische Betrachtung der Jazz-Rezeption in der Musik- und Kunstszene in Deutschland — Zu Gast: Harald Kisiedu, Anys Reimann, Hermes Villena — am 16. Mai um 20 Uhr
Jazz bietet Raum für Identitäten, Geschichten und Innovation. Spätestens seit der Oscar-Nominierung des Dokumentarfilmes »Soundtrack to a Coup d’Etat« ist die politische Dimension von Jazz und dessen Rolle im Kolonialismus immer mehr in den Fokus gerückt. Jazz wird gerne gehört und rezipiert, doch Schwarze Stimmen werden in der Musik(-Wissenschaft) kaum beachtet, sogar ausradiert. Diese und weitere Fragestellungen wie Repräsentation im Kontext epistemischer Gewalt beleuchtet Harald Kisiedu in seinem Vortrag und betrachtet die deutsche Jazzrezeption aus einer kritischen Perspektive. In der anschließenden Lecture Performance stellen die Künstler:innen Anys Reimann und Hermes Villena ihre Jazz-Sammlungen vor und beschreiben ihren persönlichen Weg durch den Jazz sowie die Verbindung zwischen Jazz und Kunst. Im Anschluss: Party mit den Plattensammlungen von Hermes Villena.

Harald Kisiedu ist historischer Musikwissenschaftler, Autor und Saxophonist. Er promovierte an der Columbia University in historischer Musikwissenschaft und hat außerdem einen Abschluss in Politikwissenschaft und Germanistik von der Universität Hamburg. Zu seinen Forschungsinteressen gehören afrodiasporische klassische und experimentelle Musik, Jazz als globales Phänomen, Improvisation, Musik und Politik sowie Wagner. Er hat an der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig, der Hochschule Osnabrück, dem British and Irish Modern Music Institute Hamburg und den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik gelehrt. Als Saxophonist trat Kisiedu u.a. mit Branford Marsalis, George Lewis, Henry Grimes, Jean-Paul Bourelly und Hannibal Lokumbe auf. Er ist Autor von European Echoes: Jazz Experimentalism in Germany, 1950-1975 und (zusammen mit George E. Lewis) Mitherausgeber von Composing While Black: Afrodiasporische Neue Musik Heute/Afrodiasporic New Music Today.

Anys Reimann, afropäische Rheinländerin, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Sie wurde als Tochter einer ostpreußischen Mutter und eines westafrikanischen Vaters geboren. Sie studierte Bildhauerei und Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf und schloss ihr Studium 2020 ab. Obwohl sie mit Mitte vierzig ihr Studium an der Kunstakademie begann, arbeitet sie seit mehr als 30 Jahren mit vielfältigen Medien und Materialien wie Collage, Malerei, Skulptur, Leder, Papier, Bronze usw., welche ihr Leitmotiv »Layers of Meaning« (Bedeutungsschichte)n verkörpern. Im Laufe der Jahre arbeitete sie als Designerin, Innenarchitektin, Layouterin und versteckte Künstlerin. Gleichzeitig zog sie zwei Söhne groß. Als Künstlerin ist sie jung, kämpferisch und furchtlos.

Hermes Villena wurde in Bolivien geboren, wuchs in Brasilien und Bergisch Gladbach auf und lebt seit 2006 in Köln, wo er sich aktiv in der Kulturszene engagiert. Er studierte an der Kunsthochschule für Medien Köln und schloss mit Auszeichnung ab. Er verantwortete 10 Jahre lang das Programm des Ausstellungsprojekts »Ungefähr 5« am Ebertplatz. 2024 gründete er gemeinsam mit Patrick Haas und Natascha Frieser die Plattform ICA (island of contemporary arts), die junge Kurator:innen fördert. Er kuratiert gemeinsam mit Martin Sasse das Programm des King Georg und ist Mitglied des Kuratoriums des Marburger Jazzsommers und gründet das Musiklabel Powerhouse Records, das sich der Creative Music widmet. Als leidenschaftlicher Plattensammler besitzt er umfassende Kenntnisse der Jazzgeschichte und der zeitgenössischen Szene, insbesondere in Chicago, L.A. und Skandinavien. Sein Booking verbindet Jazz mit Hip-Hop, experimenteller Musik und elektronischer Musik.

Als DJ mixt er zwischen Soul, Gospel, Jazz, Disco, Salsa, Cumbia und Boogie – und streut dabei gerne eine Post Punk- oder Country-Rock-Nummer ein.


Eine Veranstaltung in Kooperation mit Callshop Radio.
Unutulmayan (Evergreen)
Dokumentarfilmvorführung in Gedenken an das Massaker in Sivas/Türkei am 2. Juli 1993 mit anschließendem Gespräch — OmU, 2024, 50 min., Regie: Eylem Şen — am 2. Juli um 20 Uhr — Schauspielhaus, Kleines Haus — In Kooperation mit der Alevitischen Gemeinde Düsseldorf e.V.
Am 2. Juli 1993 wurden im Madımak Hotel in Sivas 33 Menschen, die anlässlich eines Kulturfestivals zu Ehren des Dichters Pir Sultan Abdal zusammengekommen waren, durch einen Brandanschlag ermordet. Seit Jahren kämpfen die Familien dafür, dass das Madımak Hotel in ein Museum der Schande umgewandelt wird. »Unutulmayan (Evergreen)« ist ein Film, der sich auf das Madımak-Massaker-Erinnerungszentrum, ein virtuelles Museum, stützt, um das Madımak Hotel als Ort der Konfrontation im Gedächtnis zu verankern und die Erinnerungen und Hoffnungen der 33 Menschen, die in diesem Hotel zu Tode gekommen sind, lebendig zu halten. Das Madımak-Massaker-Erinnerungszentrum ist unter www.madimak.org zu erreichen.

Im Anschluss an die Filmvorführung gibt es ein Gespräch mit Ali Çağan, Monika Lent Öztürk und Cana Sarı. Çağan ist einer der Überlebenden des Anschlags und Executive Producers des Madımak-Massaker-Erinnerungszentrums. Lent-Öztürk und Sarı sind Düsseldorferinnen, die seit Jahren in der Erinnerungsarbeit tätig sind.

Vergangene Ausgaben

Alice Hasters liest aus »Identitätskrise«
Lesung und Gespräch — am 23. März um 18 Uhr
Die Begriffe unserer Zeit sind Krise und Identität. In dem Buch »Identitätskrise« von Bestsellerautorin Alice Hasters es heißt: »Wir sind klimabewusst. Wir haben eine Erinnerungskultur. Freiheit und Frieden sind westliche Tugenden. Das erzählen wir uns über uns selbst und über die Gesellschaft, in der wir leben. Doch diese Geschichte stimmt nicht ganz, oder? Wir kaufen in Sweatshops hergestellte Kleidung, schrecken vor unserer Familiengeschichte zurück, und in unserer Gesellschaft grassieren Rechtsradikalismus und Polizeigewalt. Unsere Selbsterzählung stimmt nicht mit der Realität überein. Kein Wunder also, dass wir in einer Identitätskrise stecken. Es ist Zeit, sich dieser Identitätskrise zu stellen und herauszufinden, wer wir wirklich sind. Denn nur so können sich Menschen und Gesellschaften verändern.«
Sind die 90er zurück?
Zu Gast: Kutlu Yurtseven, Gamze Kubaşık, Ali Şirin und das Ensemble der Stadt:Kollektiv-Produktion »Solingen 1993« — am 30. April um 20 Uhr
Debatten um Migration, Angriffe auf Wohnungen und Menschen, Naziaufmärsche, Baseballschläger. Begriffe, die wir in die 90er verbannen wollen. Sind die 90er zurück? Oder haben sie niemals aufgehört? Bei einem Podiumsgespräch mit Kutlu Yurtseven, Gamze Kubaşık und Ali Şirin wollen wir über diese Fragen diskutieren und herausfinden, was es braucht, um in einer solidarischen Gesellschaft der Vielen zusammenzuleben. In dieser Ausgabe zeigen wir zudem Ausschnitte aus der mit dem Deutschen Theaterpreis »Der Faust« ausgezeichneten Inszenierung »Solingen 1993«.

Kutlu Yurtseven rappt seit den 90ern bei der Kölner Rap-Formation Microphone Mafia, früher auch an der Seite der Sängerin und Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano. Nach den NSU-Anschlägen beteiligte er sich an der Initiative »Keupstraße ist überall«, und ist bis heute bei der Initiative »Herkesin Meydanı — Platz für alle« aktiv und spielt bei »Die Lücke 2.0« am Kölner Schauspiel mit. Seine Verbindung zur Keupstraße rührt nicht nur daher, dass er in seiner Jugend viel Zeit dort verbracht hat. Er wohnte keine 100 Meter von dem Friseursalon entfernt, vor dem die NSU Nagelbombe explodierte.

Gamze Kubaşık ist politische Bildnerin und Mitglied im »Bündnis Tag der Solidarität – Kein Schlussstrich Dortmund«. Sie ist die Tochter von Mehmet Kubaşık, der am 4. April 2006 vom rechtsterroristischen NSU in Dortmund erschossen wurde.

Ali Şirin ist Sozialwissenschaftler, Social-Justice- sowie Antirassismus- Trainer und Herausgeber des Buches »Erinnern heißt Kämpfen – Kein Schlussstrich unter unsere Stimmen«. Er ist ebenfalls Mitglied im »Bündnis Tag der Solidarität/Kein Schlussstrich Dortmund«.