Der blinde Passagier

von Maria LazarUraufführung am 31. Mai 2025Schauspielhaus, Kleines HausSchauspiel

Termine

https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Sa, 07.06. / 20:00 – 21:45
Schauspiel
von Maria Lazar Regie: Laura Linnenbaum
Schauspielhaus, Kleines Haus
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Do, 12.06. / 19:00 – 20:45
18:15 Einführung
Schauspiel
von Maria Lazar Regie: Laura Linnenbaum
Schauspielhaus, Kleines Haus
https://www.dhaus.de/ Düsseldorfer Schauspielhaus Gustaf-Gründgens-Platz 1, 40211 Düsseldorf
Fr, 04.07. / 20:00 – 21:45
Schauspiel
von Maria Lazar Regie: Laura Linnenbaum
Schauspielhaus, Kleines Haus
Wir veröffentlichen regelmäßig neue Termine.

Über das Stück

Es war eine kleine Sensation, als Ende 2022 zahlreiche unveröffentlichte Romane, Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke der Wiener Schriftstellerin Maria Lazar in einer verschlossenen Kiste in England gefunden und der Österreichischen Exilbibliothek übergeben wurden. 1895 geboren, zählte Lazar zu den prägenden Autor:innen der Wiener Moderne, emigrierte als Jüdin jedoch schon 1933 gemeinsam mit Bertolt Brecht und Helene Weigel nach Dänemark und geriet als Exilantin bereits zu Lebzeiten in Vergessenheit.

»Der blinde Passagier« spielt im Winter 1938 an Bord eines dänischen Küstenfrachters, der im dichten Nebel vor einem deutschen Hafen auf Reede liegt. Kurz bevor der Anker gelichtet wird, taucht im eiskalten Wasser plötzlich ein Schwimmer auf. Carl, der Sohn des Kapitäns, bewahrt ihn vor dem sicheren Tod und versteckt den Unbekannten kurzerhand im Frachtraum. Er entpuppt sich als jüdischer Arzt auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Doch lange lässt sich die Anwesenheit des blinden Passagiers auf dem kleinen Boot nicht verheimlichen …

Am politischen Vorabend des Zweiten Weltkriegs erzählt Maria Lazar atmosphärisch verdichtet und nervenaufreibend zu verfolgen, wie die vierköpfige Schiffsbesatzung auf die Rettung des Fremden reagiert, der sie bei den deutschen Behörden in allergrößte Gefahr bringen kann. Bald stellt sich die Frage nach individueller und kollektiver Verantwortung – damals wie heute. Regie führt Laura Linnenbaum, die am D’haus u. a. »Der Besuch der alten Dame«, »Maria Stuart« und »Trauer ist das Ding mit Federn« inszeniert hat.

Besetzung

Hartmann Mila Moinzadeh
Carl, ihr Bruder Michael Fünfschilling
Jörgen, ihr Verlobter Florian Lange
Petersen, ihr Vater Rainer Philippi
Die Mutter Minna Wündrich
Kostüm Philipp Basener
Licht Jean-Mario Bessière
Video Esther Conze
Dramaturgie Stijn Reinhold

Dauer

1 Stunde 45 Minuten — keine Pause

Danke

Herzlichen Dank an das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg für das Fotoshooting zu »Der blinde Passagier«

Pressestimmen

Zu erleben ist das, was wir seit einigen Jahren ein »Well-made play« nennen, eine spannungsgeladene Erzählung, die das Publikum fesselt und sehr schnell zwingt sich selbst zu dem Geschehen in Beziehung zu setzen. … Überaus berührend, ohne dass es sentimental wird, exzellent. … Absolut überzeugend, alle Mitwirkenden fesselnd. … Besonders berührt natürlich, wenn man weiß, dass der Interpret des Flüchtlings Hartmann, Mila Moinzadeh, selbst aus dem Iran stammt und Fluchterfahrung mitbringt, da wird eine Brücke ins Hier und Heute geschlagen.
Deutschlandfunk Kultur Fazit, 31.05.2025
Das geradezu filmische Setting, eine suggestive Toncollage mit Nebelhörnern und wirkungsvoll platzierter Musik, einem im Hintergrund laufenden Radio mit leisem Gesang, live gespieltem Akkordeon. Und gelingen kann dieses gewissermaßen zeitlose Wagnis allein mit einem großartigen Ensemble, das fast ununterbrochen hier oder da auf der Bühne präsent ist. Mila Moinzadeh, der den Hartmann beeindruckend spielt, taucht früh in einem roten Abendkleid auf, es ist das einzige surreale Moment überhaupt. … Das alles, so altmodisch es auf den ersten Blick erscheinen mag, ist ganz einfach – spannend. Es ist, ein wenig überraschend, einer der besten Abende dieser Düsseldorfer Spielzeit geworden, suggestiv, uneitel, relevant, aufwühlend.
nachtkritik.de, 01.06.2025
Regisseurin Laura Linnenbaum bringt »Der blinde Passagier« als klares und intensives Kammerspiel auf die Bühne, auf die Daniel Roskamp ein zum Saal hin aufgeschnittenes kleines Schiff gestellt hat. Das von Philipp Basener in robuste, graue Gewänder gekleidete Ensemble spielt in der beklemmenden Enge dieser gebauten Vorgabe. … Lazars Stück hat das Zeug, ein moderner Klassiker zu werden. »Der blinde Passagier« ist dramatisch so geschickt gebaut, gedanklich so reich und ethisch so aufrüttelnd, dass man es tatsächlich tragisch nennen muss, dass dieser Text seit 1938 noch nie auf einer Theaterbühne gespielt wurde. Die großartige Inszenierung von Linnenbaum, in der am Ende das Schiff im Nebel der bis heute existierenden moralischen Unentschiedenheit untergeht, dürfte das literarische Comeback von Maria Lazar weiter befeuern.
Die Welt, 01.06.2025
Ein Geisterschiff, auf dem die Nebelhörner gruselig hallen und das Akkordeon seufzt und ein fantastisch klaustrophobisches Setting von Bühnenbilder Daniel Roskamp. … Autorin Lazar gelingen in ihrem Stück kluge, pointierte Dialoge, die Handlung ist spannend wie ein Thriller und sie konfrontiert uns mit Fragen, die in der heutigen Debatte über Flüchtende so aktuell wie damals sind. … Regisseurin Laura Linnenbaum verhilft der Textausgrabung nach fast 90 Jahren zu einer würdigen Uraufführung mit einer uneitlen, ernsthaften Inszenierung.
WDR 3 Mosaik, 02.06.2025
Maria Lazar hat kein naturalistisches Stück aus ihrer Zeit geschrieben. Sie hat eine Parabel auf ihre lange Reise geschickt. Vor drei Jahren wurde es in Londoner Kisten wieder entdeckt. Und Düsseldorf ist nun der Ort geworden, an dem es auch auf der Bühne erstmals zu entdecken gibt. Sollte man sich nicht entgehen lassen.
Rheinische Post, 02.06.2025