Henry VI & Margaretha di Napoli

nach William Shakespeare von Tom Lanoye
Premiere am 14.12.2019 — Schauspielhaus, Großes Haus

Deutschlandfunk Kultur
16.12.2019
20 Jahre lang hat sich der Autor Tom Lanoye mit den Shakespeareschen Stoffen rund um Heinrich VI. und dessen Gattin Margaretha di Napoli beschäftigt. Daraus entstand eine pointierte, dramaturgisch einleuchtende und mit drei Stunden Spiellänge auch kompakte Textfassung des dreiteiligen Originals – in der darüber hinaus die Rolle der Königsgattin stark erweitert ist. [...] David Bösch gibt den Schauspielerinnen und Schauspielern auf dieser Bühne sehr viel Freiraum, was ihm das Ensemble mit Höchstleistungen dankt: André Kaczmarczyk brilliert als Heinrich VI. Er verkörpert ihn federleicht und versponnen, viel zu schwach für die von ihm geforderte Machtpolitik. Seine Frau Margaretha di Napoli hingegen beherrscht das Spiel der Macht und die Verführung ihr nützlicher Männer perfekt – von Sonja Beißwenger kess und durchtrieben mit einer guten Portion Erotik auf die Bühne gebracht. Auch Lieke Hoppe überzeugt sowohl in der Rolle der entrückten Jeanne d'Arc sowie als buckliger und hässlicher Richard III. Sie erweist sich als fast schon unheimlich wandelbar.

Süddeutsche Zeitung
16.12.2019
Für das Düsseldorfer Schauspiel hat David Bösch nun eine rasant verschlankte, dreistündige Version Tom Lanoyes inszeniert. [...] Sonja Beißwenger ist als Margaretha immer kontrolliert, oft kokett. Sie spielt die Neuangekommene mit einer wunderbar füchsischen Verschlagenheit, gefährlich wie ein vergifteter Dolch. [...] Lieke Hoppe sorgt in Dreifachbesetzung sowohl für das narrative Rückgrat des Abends als auch für sein darstellerisches Glanzstück. Zu Beginn hat sie sich als transzendente Schwertjungfrau Johanna von Orleans in weißem Gewand gegen Yorks Truppen verteidigt, bis dieser sie auf den Scheiterhaufen brachte. Der Fluch, den Johanna dem Hause York hinterherruft, kostet sie in ihrer zweiten Rolle, als Yorks Sohn Roland, das Leben. Als sie schließlich als jüngster York-Spross Richard an die Rampe tritt, ist ihre Metamorphose elektrisierend: Wie eine geistig zerrüttete Transgenderversion des Wrestling-Stars "The Undertaker", mit weißlichen Kontaktlinsen und zur Verkrüppelung hochgetaptem Arm, spukt und geifert Hoppe in Bruchstücken des Anfangsmonologs von "Richard III." ihren Welthass, ihre Rachsucht ins Auditorium.

Rheinische Post
16.12.2019
Eine dreistündige, hochtourige Performance geschöpft: einen Abend über Macht, Moral und Ohnmacht mit großen schauspielerischen Leistungen. Ausdauernder Beifall für die famosen Darsteller.


Besetzung

König Heinrich VIAndré Kaczmarczyk
Margaretha di Napoli, Königin von EnglandSonja Beißwenger
Hugo Gloster, Onkel Heinrichs, ReichsprotektorRainer Philippi
Leonore, Heinrichs Tante, Gattin Hugo GlostersMinna Wündrich
Bischof Winchester, Onkel HeinrichsFlorian Lange
Herzog Suffolk, Vertrauter HeinrichsSebastian Tessenow
York, Herzog und ThronprätendentJan Maak
La Pucelle, die Jungfrau von Orléans / Roland, ältester Sohn Yorks / Richard das Ungeheuer, jüngster Sohn YorksMarie Jensen
Somerset, Neffe von Bischof WinchesterKai Götting
Buckingham, Freund, später Rivale SomersetsFelix Kruttke
Mitarbeit BühneLarissa Kramarek
Kampf-ChoreografieKlaus Figge
LichtJean-Mario Bessière

Dauer

2 Stunden — keine Pause