Nathan (to go)

von Gotthold Ephraim LessingPremiere am 13. Januar 2018Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

Als der jüdische Kaufmann Nathan von einer Geschäftsreise nach Jerusalem zurückkehrt, erfährt er, dass seine Tochter Recha bei einem Brand fast getötet worden wäre. Ein christlicher Kreuzritter, der Tempelherr, hat ihr das Leben gerettet und sich in die Jüdin verliebt. Der Tempelherr wiederum ist kurz zuvor selbst nur knapp dem Tod entronnen. Der Sultan Saladin hat ihn als Einzigen unter den Kriegsgefangenen begnadigt. Als sich Sultan Saladin vom reichen Nathan Geld leihen will, stellt er Nathan die Frage nach der einzig »wahren Religion«. Nathan redet um sein Leben – und erzählt die berühmte »Ringparabel«, die als ein Schlüsseltext der Aufklärung gilt.

Was den Nathan weise macht, ist seine Weltanschauung. Sie ist geprägt von Großmut und Toleranz. Der Glaube Nathans steht nicht über seiner Vernunft, sondern im Einklang mit ihr. Was von dieser aufgeklärten Haltung, der Gotthold Ephraim Lessing vor über zweihundert Jahren in »Nathan der Weise« Gestalt verlieh, in einer unsicheren Welt wie der heutigen unbedingt zu wahren ist – das gilt es zu entdecken.

Besetzung

Sultan Saladin Konstantin Lindhorst
Sittah, dessen Schwester Judith Bohle
Nathan, ein reicher Jude aus Jerusalem Jan Maak
Recha, dessen angenommene Tochter Cennet Rüya Voß
Daja, eine Christin Claudia Hübbecker
Ein junger Tempelherr Jonas Friedrich Leon­hardi
Ein Derwisch Valentin Stückl
Ein Klosterbruder Markus Danzeisen
Der Patriarch von Jerusalem (im Video) Andreas Grothgar
Regie und Video Robert Lehniger
Bühne und Kostüm Irene Ip
Dramaturgie Beret Evensen

Dauer

2 Stunden 15 Minuten — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

»Theater to go«, heißt die Antwort des Schauspielhauses Düsseldorf. Die Schauspieler:innen des Ensembles reisen mit ihrem Stück zu Leuten, die nicht ständig im Theater sind: in Berufsschulen, ins Landgericht, in Psychiatrien, Kirchen und Gemeindesäle. »Faust (to go)«, die erste »mobile Inszenierung«, die Robert Lehniger 2017 entwickelt hat, wurde in nur einem Jahr unglaubliche 43 Mal gespielt. Vor Kurzem hatte Nummer zwei, ein beeindruckender »Nathan (to go)«, Premiere- und zwar gleich an drei Orten: in der Bunkerkirche der koptischen Christen im Bezirk Heerdt, beim Kreis der Düsseldorfer Muslime und im jüdischen Gemeindezentrum.
Süddeutsche Zeitung
Die Stärke dieser mobilen Inszenierung von Robert Lehniger ist, dass sie Lessings Argumentations- und Gedankendrama in einer klugen, straffen Zwei-Stunden-Fassung erstaunlich schnell in Fahrt bringt. Es wird bewegend, spannend und nimmt das Publikum spürbar gefangen, weil die Schauspieler klar artikulieren und die Gedankengänge der Verse messerscharf nachzeichnen, aber auch, weil sie ihren Figuren Ecken und Kanten geben.
WDR 5 Scala
Einfallsreich konstruiert und auch nicht unaufwendig. Der Regisseur Robert Lehniger inszeniert sehr organisch, schafft schnelle Szenenwechsel, starke Bilder, eine dichte Atmosphäre, eine Mixtur von Theaterspiel und Video, ganz raffiniert gemacht.
WDR 3 Mosaik
Das Publikum sitzt auf Kirchenbänken mit Decken auf den Knien und staunt über ein Bekenntnis zum Humanismus, das heutiger nicht sein könnte. Das sollen zwei Stunden gewesen sein? So geht gutes Theater.
Westdeutsche Zeitung
Den Fünfakter auf eine mobile kleine Bühne und zweieinviertel Stunden zu reduzieren, ohne an Aussagekraft zu verlieren, gelingt dank des Mediums Video, das Regisseur Robert Lehniger wie kein zweiter zu einer eigenen Theatersprache ausbaut und wirkungsvoll dosiert.
Rheinische Post
Die moderne, gekürzte Inszenierung mit vorproduzierten und live eingespielten Videoszene zeigt deutlich, wie hochaktuell die Fragen des Ideendramas von Lessing sind.
Hier & Jüdisch
Das gut zweistündige Reiseformat bringt vieles mit sich, was dem Stück, das im Jerusalem des 12. Jahrhunderts spielt, neuen Schwung verleiht, es ins Hier und Jetzt zieht und Theaterlust weckt: räumliche Verdichtung und schnelle Szenenwechsel (durch rasch auf- und zugezupfte, transparente Vorhänge), Nähe zum Publikum, Einbindung vor- wie liveproduzierter Videoaufnahmen.
Rheinische Post / Erkrath