Besetzung
Major von Tellheim, verabschiedetWolfgang Michalek
Minna von BarnhelmMinna Wündrich
Franciska, ihr MädchenLea Ruckpaul
Just, Bedienter des MajorsJonas Friedrich Leonhardi
Paul Werner, gewesener Wachtmeister des MajorsFlorian Lange
Der WirtThomas Wittmann
Riccaut de la MarliniereWolfgang Reinbacher
Regie und BühneAndreas Kriegenburg
KostümAndrea Schraad
LichtJean-Mario Bessière
DramaturgieRobert Koall
Dauer
3 Stunden 15 Minuten — eine Pause
Da Andreas Kriegenburg ein schlauer Regisseur ist, nimmt er die Moll-Töne ernst, ohne dabei die Komik zu vernachlässigen. Hochkomisch sind nicht nur die Auftritte des spillerigen, verknöcherten Wirts (Thomas Wittmann), des impulsiven Bedienten Just (Jonas Friedrich Leonhardi) oder des »gewesenen Wachtmeisters« Werner (Florian Lange), der sein Herz nun wahrhaftig auf dem rechten Fleck hat. Hochkomisch ist vor allem das Zusammenspiel von Minna und ihrem Mädchen Franziska, die in einer herzlichen Komplizenschaft so agieren, wie man sie selten auf einer Bühne erlebt hat. Die fragilen Männerbündnisse, die man in dem Stück ja ebenfalls mit einem gewissen Wohlwollen zur Kenntnis nimmt, nehmen sich recht schwächlich aus verglichen mit dem Bündnis zweier kluger Frauen, die zwar nicht gesellschaftlich auf derselben Ebene stehen, sich aber so benehmen. Minna Wündrich als Minna flüchtet dabei immer wieder an den Rettungshaken der reinen Vernunft, während Lea Ruckpaul als Franziska sich einem förmlich explosiven Übermut anheimgibt und der Reihe ihrer modernen Frauenrollen ein weiteres Bravourstück hinzufügt.
Wolfgang Michalek hat es als Major von Tellheim in dieser Opposition nicht leicht. Er hat Statur, schon physisch, er kämpft, nicht aus Selbstmitleid oder Narzissmus, sondern aus Gründen, die man nach und nach besser begreift; am Ende, wenn er das »Lachen des Menschenhasses« (Minna) überwindet, wird der Mann immer sympathischer. Man versteht auch die Unbehaustheit, die Verlorenheit, die er empfindet – in Kriegenburgs Bühnenbild, das den Berliner Gasthof, in dem das Stück spielt, beiseiteräumt und durch eine chaotische Landschaft aus übereinandergetürmten, dabei allerdings warm beleuchteten Stühlen ersetzt. Hier ist ein Theaterabend gelungen, der eine Reise nach Düsseldorf lohnt.