Lulu

von Frank WedekindPremiere am 15. Februar 2020Schauspielhaus, Großes HausSchauspiel

Über das Stück

Frank Wedekind beschreibt Aufstieg und Fall einer jungen Frau, die schrankenlose Entfaltung für sich beansprucht. Lulu, das ist die »Teufelsschönheit«, der gleich eine ganze Reihe von Männern und auch Frauen verfallen. Fast noch ein Kind, wird sie vom angesehenen Zeitungsverleger Dr. Schön von der Straße geholt, wo sie sich mit dem Kleinkriminellen Schigolch herumtrieb. Lulu avanciert zur Geliebten, später Ehefrau mehrerer Männer der besseren Gesellschaft, wird stürmisch umworben, gilt als Luxusweib, Muse und Kindfrau. Dabei gelingt es ihr, genau die Art von Liebe zu schenken, die den Körper und die Seele ihres jeweiligen Gegenübers von Grund auf erfüllt. Vor den Augen der Welt steigt Lulu zur ultimativen Fantasie auf. Und so geschieht es, dass alle, die sich mit ihr einlassen, den Tod finden.

Die ganz große Sehnsucht hatte Wedekind wohl im Sinn, als er »Lulu«, Theaterskandalen und Zensurmaßnahmen zum Trotz, in den Jahren von 1892 bis 1913 schuf. Die Sehnsucht nämlich, die Liebe voll auskosten zu können, frei von allen Konventionen. Das kann, wie wir klugen, zivilisierten Menschen genau wissen, auf Dauer nicht gut gehen. Deshalb wirft sich Lulu, am Ende wieder auf der Straße gelandet, lieber ihrem Mörder Jack the Ripper in die Arme, als dass sie ihren Seelenwunsch verrät. Wedekind nannte das Ganze »Monstretragödie«. Eine Versuchsanordnung, die auch im Zuge der jüngsten Feminismuswelle noch an Tabus rühren dürfte.

Es inszeniert Bernadette Sonnenbichler, die dem Düsseldorfer Schauspielhaus als Hausregisseurin verbunden ist. Die Titelrolle übernimmt Lieke Hoppe.

Besetzung

Lulu Lieke Hoppe
Dr. Schön Wolfgang Michalek
Eduard Schwarz Claudius Steffens
Dr. Goll Andreas Grothgar
Schigolch Henning Flüsloh
Rodrigo Quast Miguel Abrantes Ostrowski
Hugenberg Markus Danzeisen
Gräfin Geschwitz Claudius Körber
Musiker Jacob Suske
Bühne Simeon Meier
Mitarbeit Kostüm Sarah Sauerborn
Musik Jacob Suske
Dramaturgie Janine Ortiz

Dauer

2 Stunden 45 Minuten — eine Pause

Trailer

Pressestimmen

Sonnenbichler befreit diese monströse Figur aus ihrer unverschuldeten Unmündigkeit. Sie legt ihrer Lulu jede Menge Text aktueller feministischer Autorinnen in den Mund, lässt sie wie Virginie Despentes, wie Caroline Rosales oder Margarete Stokowski über Körper, Sexualität, weibliche Rollenmuster sprechen, während sie mit wechselnden Ehemännern den sozialen Aufstieg probt. Diese Lulu reflektiert, was geschieht, sie handelt in vollem Genderbewusstsein. Sie erfüllt keine Männerfantasien, sondern spielt mit ihnen. Eine Performerin. Eine Emanze. Lieke Hoppe ringt der theoretischen Aufblähung der Tragödie möglichst viel Leben ab, ist launisch, aggressiv, lebenshungrig, kindisch, charmant, provozierend, lockend, schmeichelnd, ironisch, immer überlegen. [...] Eine gegenwärtige, selbstbewusste Lulu, die sich die Männer vornimmt, sie durchschaut und abserviert.
Rheinische Post
Lieke Hoppes Schauspielkunst ist über jeden Zweifel erhaben. Sie wird die Geschichte von Prometheus und Pandora erzählen. Erster brachte den Menschen das Feuer, Letztere ist das »schöne Übel«, die Frau, die als »wunderschöne« Strafe zu den Menschen geschickt wird versehen mit einer Büchse, die alles Übel enthält – und die Hoffnung. Am Ende mit umgedrehten Vorzeichen, in denen Pandora ein Mann und Prometheus eine Frau ist.
Westdeutsche Zeitung
Diese Inszenierung, diese Lulu, schafft es in Düsseldorf, die Lulu vom nur hübschen Kopf auf eigene Füße zu stellen. Ein Parforce-Act hervorragender Schauspielkunst. Stehende Ovationen und minutenlanger Jubel für Lieke Hoppe, das Ensemble und die Regisseurin.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung