Ellbogen

nach dem Roman von Fatma AydemirUraufführung am 15. September 2017Central — Kleine BühneSchauspiel

Über das Stück

Der Alltag von Hazal (Deutschtürkin aus Berlin, fast volljährig) besteht aus Zeitabsitzen in der Bildungsmaßnahme, erfolglosem Bewerbungenschreiben, Streit und Verbitterung in der Familie und Kiffen mit ihren Freundinnen. Ihre Eltern sind nie wirklich in Deutschland angekommen, und auch sie hat hier keinen richtigen Platz. Von allen Seiten wird an ihr herumgezerrt. Respekt, Liebe und Glück findet sie nirgends. An ihrem 18. Geburtstag plant sie, mit ihrer Clique feiern zu gehen, obwohl die Mutter es verboten hat. Hazals Reaktion: »Hallo? Menschenrechte?« Die Mutter: »Ich scheiß auf deine Menschenrechte. Jetzt steh auf und hol mir einen Çay.« Schließlich lässt ihre Mutter Hazal doch gehen, und der Abend eskaliert. Und zwar so heftig, dass das Mädchen am Ende vor der Polizei aus Deutschland fliehen muss, nach Istanbul – in die Stadt, nach der sie sich immer gesehnt hat. Doch das echte Istanbul und das ihrer Vorstellung haben kaum etwas gemein. Rastlos jagt sie durch die Straßen, während der Himmel über der Türkei zusammenbricht. Aber vielleicht ist das Chaos, in das sie hineinstürzt, ihre einzige Möglichkeit, sich selbst zu finden.

Mit »Ellbogen« hat die 31-jährige Journalistin Fatma Aydemir, die für die taz, Spex und das Missy Magazine schreibt, ein viel beachtetes Romandebüt vorgelegt. Eine knallharte, hochemotionale Geschichte über postmigrantische Verlorenheit, Gewalt, Schuld und das Erwachsenwerden in einer chaotischen Welt.

Es inszenierte Jan Gehler, der sich am Düsseldorfer Schauspielhaus in der Spielzeit 2016/17 mit »Herr Puntila und sein Knecht Matti« sowie mit »Das Schiff der Träume (E la nave va)« vorgestellt hat und sich am Staatsschauspiel Dresden für die viel beachtete Uraufführung von Wolfgang Herrndorfs »Tschick« verantwortlich zeichnete.

Besetzung

Elma / Hazalia Lou Strenger
Gül / Hazalia Lieke Hoppe
Ebru / Semra / Hazalia Tabea Bettin
Regie Jan Gehler
Bühne Sabrina Rox
Kostüm Claudia Irro
Komposition Vredeber Albrecht
Dramaturgie Frederik Tidén

Dauer

2 Stunden — keine Pause

Trailer

Pressestimmen

Eine große schauspielerische Wucht.
Deutschlandfunk Kultur
Besonders gelungen ist der erste Teil, in dem vier Schauspielerinnen in ständigen Rollenwechseln zeigen, dass das Gebaren Hazals und ihrer Clique eine Ursache in familiären Störungen hat. Cennet Rüya Voß trägt zur Rehabilitierung der Protagonistin bei indem sie deren »Toughness« in anrührenden Charme übersetzt.
Süddeutsche Zeitung
Die Darstellerinnen in ihren Doppel- und Dreifach-Rollen gehen mit Wut und Witz voll in die Identifikation. Jan Gehlers Uraufführung [...] schafft jenen kunstvollen Überschuss, der Realität und Bühnen-Realismus authentisch erscheinen lässt.
Theater Heute
Cennet Rüya Voß ist die ideale Besetzung. Energiegeladen, sprudelnd, fähig, die Zuschauer in Hazals chaotische Lebenswelt, die sie Hazalia nennt, hineinzureißen.
Nachtkritik
Kühn in der Setzung, dass Gewalt nicht nur männlich ist, ist dieser Stoff. Klug in vielen Beobachtungen, scharfsinnig in den Zuspitzungen und sprachlich stellenweise brillant.
die taz
Jan Gehler hat starke Spielerinnen, die sich in die Rollen werfen, durch die Zuschauerreihen stöckeln, den Souffleur beschimpfen, ihm das Textheft aus den Händen schlagen und vor innerer Zerrissenheit schreiend in die Knie gehen. Cennet Rüya Voß hält die Spannung, führt die Zuschauer durch ihre inneren Kämpfe und gerät nie in eine Monotonie. Das ist beeindruckend.
Westdeutsche Zeitung
So verteilt Regisseur Jan Gehler die Figuren des Romans »Ellbogen« der Berliner Journalistin Fatma Aydemir raffiniert auf die Darstellerinnen, strebt eben nicht nach zweifelhaftem Realismus, sondern lässt ein Gespinst aus Stimmen, Posen, Lebensgeschichten entstehen.
Rheinische Post
Cennet Rüya Voß bestreitet den zweiten Teil des Abends beinahe im Alleingang, mit willensstarker, ruhiger, nur manchmal sich in Ausbrüchen entladender Intensität.
Kölner Stadtanzeiger