Der Kaufmann von Venedig

von William ShakespearePremiere am 17. Februar 2018Central — Große BühneSchauspiel

Über das Stück

Auf dem Rialto glänzt die Lagunenstadt, Venedig ist Welthandelsplatz und stolz auf seine Offenheit gegenüber Menschen aus aller Herren Länder. Doch unter der Oberfläche fault Venedig, es gärt im Dickicht der Kanäle. Antonio ist Kaufmann in Venedig und macht Schulden, um seinen Freund Bassanio bei einer aufwändigen Brautwerbung zu unterstützen. Er leiht bei Shylock, dem jüdischen Wucherer, der Venedigs dekadenter Gesellschaft regelmäßig dringend notwendige Kredite gibt, sonst aber öffentlich verachtet wird. Aus Rache für die ständigen Demütigungen verzichtet Shylock beim Handel mit Antonio auf die Zinsen; Antonio haftet stattdessen bei fehlender Rückzahlung mit »einem Pfund Fleisch« aus seinem Körper. Was als scheinbar böser Scherz seinen Anfang nimmt, wandelt sich im Laufe des Stückes zu blutigem Ernst, denn Antonio verliert bei einem Schiffsunglück einen Großteil seines Vermögens.

»Der Kaufmann von Venedig« ist ein Stück darüber, wer dazugehören darf und wer ausgestoßen wird. Wie viel Offenheit eine Gesellschaft wirklich auszuhalten bereit ist. Über altes Geld und alte Seilschaften und verborgene Vorurteile. Ein Stück, dem vorgeworfen wurde, mit Klischees antisemitische Ressentiments zu befeuern, obwohl es das Gegenteil tut: aufzeigen, wie dünn das Eis unserer Zivilisation ist und wie leicht es brechen kann.

Die berühmte Rolle des Shylock wird gespielt von Burghart Klaußner, den eine lange Arbeitsbeziehung mit dem Düsseldorfer Hausregisseur Roger Vontobel verbindet. Ihre gemeinsame Bearbeitung von Schillers »Don Carlos« wurde zum Berliner Theatertreffen eingeladen und gewann den Deutschen Theaterpreis Der Faust für die beste Inszenierung.

Besetzung

Antonio, der Kaufmann von Venedig Andreas Grothgar
Bassanio, sein Freund, ein Freier von Portia Sebastian Tessenow
Gratiano Florian Lange
Salerio Alexej Lochmann
Solanio Andrei Viorel Tacu
Lorenzo, verliebt in Jessica Kilian Land
Shylock, ein Jude Burghart Klaußner
Lanzelot Gobbo, ein Clown Matthias Luckey
Portia, eine Erbin Minna Wündrich
Nerissa, ihre Dienerin Tanja Schleiff
Jessica, Shylocks Tochter Lou Strenger
Bühne Muriel Gerstner
Kostüm Tina Kloempken
Licht Gerard Cleven
Dramaturgie Robert Koall

Dauer

3 Stunden — eine Pause

Trailer

Pressestimmen

Klaußners Shylock ist ein Bewegungskünstler, dessen Körper jene Anspannung ausdrückt, die seine Stimme zurückhält. Man hat große Sympathie mit diesem leichtfüßigen Außenseiter, versteht, dass er das Messer gegen seinen Widersacher zückt, und leidet mit, wenn ihm am Ende von der Scheinjustiz die Kippa höhnisch vom Kopf gerissen wird und er in gewaltigem Schrecken die Hände über dem schutzlosen Haupt zusammenschlägt. Klaußner spielt den Juden Shylock so, dass einem das Herz weich werden muss.
FAZ
Roger Vontobel besitzt das Talent, spannende Geschichten spannend und meist ohne Schnörkel zu erzählen. Klaußner agiert die Figur offensiv, manchmal grandios aus, ohne sie in die Nähe der Karikatur zu treiben.
Süddeutsche Zeitung
Viel Applaus gibt es für ein sehenswertes Stück über das Treten in der Gesellschaft, über Hass und perfide Formen im menschlichen Umgang.
Rheinische Post
Ein unterhaltsamer Abend, der auch dank einer Musikmischung aus Renaissance-Liedern und Rock (Keith O’Brien) kaum in Langeweile abgleitet. Besonders Matthias Luckey als Shylocks Diener Lanzelot Gobbo, der sich wie eine dürre Schlingpflanze windet und schließlich in die Dienste des Christen Antonio schleicht, führt mit Countertenor-Gesängen in eine ferne Shakespeare-Zeit – damals, als die Ablehnung von jüdischen Ritualen zum guten Ton der besseren Gesellschaft gehörte. Und schafft eine Atmosphäre, die zwischen Heiterkeit und Beklemmung pendelt.
Westdeutsche Zeitung
Wobei wir beim ersten Glücksgriff wären: dem irischen Musiker Keith O’Brien, künstlerischer Weggefährte Vontobels. Für den Düsseldorfer »Kaufmann« hat er einen fabelhaften düster-dramatischen Soundtrack mit Gesang geschaffen, den Matthias Luckey als doppelgesichtiger Diener Lanzelot Gobbo mit seinem Falsett auf die Spitze treibt, in Form gezupft von O’Brian und Jan-Sebastian Weichsel an Gitarre und Kontrabass. Das bringt Schwung ins Spiel. Als Jessica, die Tochter des Juden (Lou Strenger), sich in einem jiddischen Lied in Trance tanzt und dabei wie ein Derwisch von der Bühne kreiselt, erhält die junge Frau mit der schönen Stimme verdienten Szenenapplaus.
WAZ
Regisseur Roger Vontobel und das Team mit den hervorragenden Schauspieler_innen bringen einen »Kaufmann von Venedig« auf die Bühne, der die Komplexität des Shakespeareschen Dramas mit den Widersprüchen der Figuren behält. Langer verdienter Applaus.
Neue Düsseldorfer Online Zeitung