The Sound of Sommertheater
Probenreportage zu »Der Diener zweier Herren«
— von Marion Troja

Foto: Sandra Then
»Kannst du ihnen zwölf Sekunden Romantik gönnen?« Noch mal zurück. Musik auf Anfang. Auftritt Smeraldina und Truffaldino. Die beiden bis gerade unentwegt parlierenden und singenden Bediensteten bewegen sich aufeinander zu, blicken sich an, berühren sich – fast. Pantalone poltert durch eine der 18 Türen und brüllt los. »Danke!« Jetzt passt das Timing für Regisseur Robert Gerloff. Er springt barfuß von seinem Platz auf der Tribüne vor dem Schauspielhaus, ist mit einem Satz auf der Bühne und korrigiert die Körperhaltung.
Sonnenbrille und Sonnencreme gehören an diesem Tag zu den gefragten Requisiten. Nach vier Wochen Proben im Central ist die Produktion »Der Diener zweier Herren« für die letzte Phase vor der Premiere am 27. Mai auf die Open-Air-Bühne gezogen. Der Himmel strahlt blau, das Schauspielhaus und die davor aufgebaute Kulisse weiß. Wind, Skater*innen, piepsende Lastwagen im Rückwärtsgang, plaudernde Passant*innen – so klingt der Sommertheater-Sound. Gerloff und das Produktionsteam kennen das. Im vergangenen Jahr haben sie für das Kinder- und Familienstück »Der überaus starke Willibald« ein revoltierendes Mäuserudel auf dem Gründgens-Platz inszeniert. Einige der Schauspieler*innen, wie Kilian Ponert, Judith Bohle, Florian Lange und Andreas Grothgar, haben im Vorjahr die schnellen Wechsel der Wetterlage in »Rheingold. Eine andere Geschichte« erlebt – von Thermounterwäsche bis zu nassen Nackentüchern gegen die Hitze.
Sonnenbrille und Sonnencreme gehören an diesem Tag zu den gefragten Requisiten. Nach vier Wochen Proben im Central ist die Produktion »Der Diener zweier Herren« für die letzte Phase vor der Premiere am 27. Mai auf die Open-Air-Bühne gezogen. Der Himmel strahlt blau, das Schauspielhaus und die davor aufgebaute Kulisse weiß. Wind, Skater*innen, piepsende Lastwagen im Rückwärtsgang, plaudernde Passant*innen – so klingt der Sommertheater-Sound. Gerloff und das Produktionsteam kennen das. Im vergangenen Jahr haben sie für das Kinder- und Familienstück »Der überaus starke Willibald« ein revoltierendes Mäuserudel auf dem Gründgens-Platz inszeniert. Einige der Schauspieler*innen, wie Kilian Ponert, Judith Bohle, Florian Lange und Andreas Grothgar, haben im Vorjahr die schnellen Wechsel der Wetterlage in »Rheingold. Eine andere Geschichte« erlebt – von Thermounterwäsche bis zu nassen Nackentüchern gegen die Hitze.

Foto: Sandra Then
Nun also D’haus Open Air mit Goldonis Komödie »Der Diener zweier Herren« aus dem Jahr 1746. Es ist ein beliebter Stoff der Commedia dell’arte, für den Choreografin Zoë Knights und Kostümbildnerin Cátia Palminha stilisierte Übersetzungen gefunden haben: eingefärbte Fechtanzüge mit Wams und Kniebundhosen, der Kopfschmuck und die Bewegungen verweisen auf die klassischen Figuren der italienischen Volkskomödie. Hoch aufgerichtet die Hüte der oberen Schicht, wie Hörner biegen sich die Mützen der Bediensteten zur Seite und nach hinten. Im Mittelpunkt stehen die Erlebnisse des gewitzten Dieners Truffaldino (Kilian Ponert), der zwei Jobs gleichzeitig annimmt und in einem gewagten Doppelspiel auf dem Grat der Überforderung balanciert. Sein love interest ist Smeraldina (Gesa Schermuly), die 2022 wesentlich mehr zu sagen hat als im 18. Jahrhundert bei Goldoni. Arm oder reich, abhängig oder unabhängig – diese Fragen treiben die junge Frau um.
Aber was heißt schon im Mittelpunkt stehen auf einer 36 Meter breiten Bühne? Gerloff will Spektakel und setzt auf Menschen, Tiere – und eine Band. Darsteller*innen werden von 18 Statistinnen vervielfacht, die Musiker*innen spielen mit und auch Vierbeiner gehören zum Ensemble. In manchen Momenten bietet die Inszenierung auf der Bühne bis zu vierzig Personen gleichzeitig auf. Das Davor und Dahinter der Türbogen ist mit terrakottafarbenen Vorhängen getrennt. Da darf sich niemand vertun, sonst rappeln die Beteiligten ineinander; ein Lichtzeichen auf der Rückseite der Kulissenwand weist den Weg.
Aber was heißt schon im Mittelpunkt stehen auf einer 36 Meter breiten Bühne? Gerloff will Spektakel und setzt auf Menschen, Tiere – und eine Band. Darsteller*innen werden von 18 Statistinnen vervielfacht, die Musiker*innen spielen mit und auch Vierbeiner gehören zum Ensemble. In manchen Momenten bietet die Inszenierung auf der Bühne bis zu vierzig Personen gleichzeitig auf. Das Davor und Dahinter der Türbogen ist mit terrakottafarbenen Vorhängen getrennt. Da darf sich niemand vertun, sonst rappeln die Beteiligten ineinander; ein Lichtzeichen auf der Rückseite der Kulissenwand weist den Weg.

Foto: Sandra Then
Eine echte Herausforderung, meint Sandy Droste. Die freiberufliche Moderatorin und Redakteurin hat sich vor Wochen gemeldet, als das Schauspielhaus zum Casting aufrief. In ihrer Schulzeit am Düsseldorfer Goethe-Gymnasium hat sie Theater gespielt, zeitweise mit dem Schauspielberuf geliebäugelt und ihn wieder aus dem Blick verloren. Jetzt stimmten Ort, Zeit und Gelegenheit. »Mich hat unsere Bühnenpräsenz überrascht. Für uns alle werden Kostüme nach Maß angefertigt, wir gehören voll dazu«, sagt sie. Vor den anstehenden Vorstellungen hat sie Respekt. Als Beatrice-Double muss sie beim Servieren aus Tür 18 treten, wenn zeitgleich Judith Bohle als tatsächliche Beatrice aus Tür 2 kommt. Überforderung, das zentrale Thema im Stück, nimmt so Gestalt an. In den ersten Proben habe sie sich selbst überfordert gefühlt. Sie lacht und ist zuversichtlich. Die Stimmung ist gut. »Robert Gerloff hat von uns immer als Tänzerinnen gesprochen und nie als Statistinnen.« 18 Frauen zählen zum Team der Profis. Warum nur weibliche Mitspielerinnen? Die Antwort ist schlicht: Zum Casting kamen nur vier Männer und etwa 25 Frauen. Die Ausgewählten überzeugten mit ihrem Körpergefühl.
»Geld macht Probleme in der Welt«, singt Smeraldina in Richtung Publikumstribüne. Von Dollars, Krypto und NFTs berichten sie und Truffaldino in einem der fünf Songs, die Imre Lichtenberger Bozoki komponiert und Barbi Marković getextet hat. Ein zusätzlicher Soundtrack trägt die verschiedenen Szenen auf der Bühne und konzentriert die Aufmerksamkeit – open air ein besonders kostbares Gut. Auch so klingt Sommertheater. Und zwölf Sekunden Romantik – die seien wirklich jeder*jedem gegönnt.
»Geld macht Probleme in der Welt«, singt Smeraldina in Richtung Publikumstribüne. Von Dollars, Krypto und NFTs berichten sie und Truffaldino in einem der fünf Songs, die Imre Lichtenberger Bozoki komponiert und Barbi Marković getextet hat. Ein zusätzlicher Soundtrack trägt die verschiedenen Szenen auf der Bühne und konzentriert die Aufmerksamkeit – open air ein besonders kostbares Gut. Auch so klingt Sommertheater. Und zwölf Sekunden Romantik – die seien wirklich jeder*jedem gegönnt.

Foto: Sandra Then
Tipp: Allen Familien versüßen wir den Theatersommer mit einem Sonderangebot! Besuchen Sie eine Vorstellung von »Der Diener zweier Herren«, nehmen Sie Ihre Familie mit und sparen Sie mindestens 40 Prozent auf den Vollpreis. Unser Familien-Ticket kostet 30 Euro für drei Personen (mindestens ein Kind). Bei jeder weiteren Person erhöht sich der Preis um zehn Euro. Das Ticket gilt für maximal sechs Personen und kann ab sofort bis zum 31. Mai an der Theaterkasse oder im Webshop unter ticket.dhaus.de mit dem Promotion-Code DIENER gebucht werden.
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