
D’radio — Lost and Sound
Sensationelle Entdeckungen und Kuriosita aus dem Magnettonband-Archiv des Düsseldorfer Schauspielhauses
An einem klirrend kalten Novembernachmittag des Jahres 2019 macht sich Ensemblemitglied André Kaczmarczyk auf den Weg ins Düsseldorfer Schauspielhaus, wo er an diesem Abend Shakespeares Heinrich VI. geben soll. Sein Blick fällt auf einen der großen Container, in denen Abfälle sowie Schutt von der nahen Baustelle entsorgt werden, und er macht eine sensationelle Entdeckung: Hunderte von Magnetbändern liegen dort zum Abtransport bereit, beschriftet mit den Namen von Inszenierungen und von Schauspielerkolleg*innen längst vergangener Zeiten. Es handelt sich, wie sich später herausstellt, um das Magnettonband-Archiv des Düsseldorfer Schauspielhauses, das nach Jahren der Einlagerung aufgelöst werden soll, da im Vorstellungsbetrieb bereits seit den 1990er Jahren digitale Speichermedien zum Einsatz kommen.
Mit einer Taschenlampe bewaffnet macht sich Kaczmarczyk daran, die Bänder aus dem Abfall zu holen und kistenweise zurück ins Haus zu tragen – zunächst ohne konkreten Plan, was damit geschehen soll. Erst die Monate des Lockdowns im Frühjahr 2020 verschaffen ihm die Gelegenheit, das Material zu sichten. Im geschlossenen Theater sitzt er stundenlang vor der Bandmaschine und taucht in den »Sound« des Schauspielhauses ein: Er hört die Reden zur Grundsteinlegung des Hauses, wird Zeuge, wie die Sprechchöre zur skandalträchtigen »Danton«-Inszenierung des Jahres 1970 einstudiert werden, entdeckt die Rockband eines früheren Ensemblemitglieds, hört Ute Lemper in »Cabaret« singen und lauscht Werner Schroeters Inszenierung von »Emilia Galotti«. Und dazwischen immer wieder Glockenläuten, Türenknarren, Grillenzirpen, Sprechchöre, Gedichtrezitationen, ein Band enthält hunderte fiktiver Werbemeldungen.
In der neuen Podcast-Serie »Lost and Sound« wollen Ensemblemitglied André Kaczmarczyk und Dramaturgin Janine Ortiz nun das Ergebnis dieser Recherche vorstellen. Jede Woche erwartet Sie eine neue Folge, in der Sie gemeinsam mit uns in das Magnettonband-Archiv des Düsseldorfer Schauspielhauses eintauchen können. Freuen Sie sich auf viele Überraschungsgäste im Studio, mit denen wir in die alten Aufnahmen hineinhören.
Mit einer Taschenlampe bewaffnet macht sich Kaczmarczyk daran, die Bänder aus dem Abfall zu holen und kistenweise zurück ins Haus zu tragen – zunächst ohne konkreten Plan, was damit geschehen soll. Erst die Monate des Lockdowns im Frühjahr 2020 verschaffen ihm die Gelegenheit, das Material zu sichten. Im geschlossenen Theater sitzt er stundenlang vor der Bandmaschine und taucht in den »Sound« des Schauspielhauses ein: Er hört die Reden zur Grundsteinlegung des Hauses, wird Zeuge, wie die Sprechchöre zur skandalträchtigen »Danton«-Inszenierung des Jahres 1970 einstudiert werden, entdeckt die Rockband eines früheren Ensemblemitglieds, hört Ute Lemper in »Cabaret« singen und lauscht Werner Schroeters Inszenierung von »Emilia Galotti«. Und dazwischen immer wieder Glockenläuten, Türenknarren, Grillenzirpen, Sprechchöre, Gedichtrezitationen, ein Band enthält hunderte fiktiver Werbemeldungen.
In der neuen Podcast-Serie »Lost and Sound« wollen Ensemblemitglied André Kaczmarczyk und Dramaturgin Janine Ortiz nun das Ergebnis dieser Recherche vorstellen. Jede Woche erwartet Sie eine neue Folge, in der Sie gemeinsam mit uns in das Magnettonband-Archiv des Düsseldorfer Schauspielhauses eintauchen können. Freuen Sie sich auf viele Überraschungsgäste im Studio, mit denen wir in die alten Aufnahmen hineinhören.
Die Bereitstellung des Bildmaterials erfolgt mit freundlicher Unterstützung des Theatermuseums Düsseldorf.
Lost and Sound — Folge 10: Lady Lazarus
Seit sie mit Anfang zwanzig den Roman »Die Glasglocke« las, fühlt sich Ensemblemitglied Michaela Steiger der US-amerikanischen Autorin Sylvia Plath eng verbunden. Als Jungschauspielerin erarbeitete sie gemeinsam mit der Regisseurin Barbara Frey den Soloabend »Ich kann es besonders schön«, der Plaths Lebensweg als junge Intellektuelle im New York der 1950er Jahre und ihren Aufenthalt in der Psychiatrie nachzeichnet – eine Inszenierung, die sie über Jahre hinweg spielte und die auch am Düsseldorfer Schauspielhaus zu erleben war, als Steiger 1993 ins hiesige Ensemble wechselte. Was die Texte Plaths, die nach ihrem Selbstmord zur Ikone der Frauenrechtsbewegung avancierte, Michaela Steiger heute bedeuten, darüber kommt sie mit Janine Ortiz und André Kaczmarczyk ins Gespräch.

Foto: Sonja Rothweiler
Auf dem Bild: Michaela Steiger in »Ich kann es besonders schön« (Regie: Barbara Frey), 1995.
Lost and Sound — Folge 9: Hört nur, er spricht!
In der aktuellen Spielzeit gibt Ensemblemitglied Kilian Land die Hauptrolle in Franz Kafkas ebenso rätselhaften wie ergreifenden Erzählung »Ein Bericht für eine Akademie«. Gemeinsam mit ihm hören Janine Ortiz und André Kaczmarczyk in eine Aufnahme aus dem Jahr 1987 hinein. Damals gab Boris Mattèrn den gewesenen Affen Rotpeter, der nach seiner Gefangennahme in Afrika als »Menschenimitator« auf den Varietébühnen reüssiert. Ein Zwiegespräch über eine höchst ungewöhnliche Rolle und ihre Darstellung.

Foto: Lore Bermbach
Boris Mattèrn in Franz Kafkas »Bericht für eine Akademie« (Szenische Einrichtung: Michael Erdmann, Jan E. Krämer), 1987.
Lost and Sound — Folge 8: Wenn alle Stricke reißen, dann hänge ich mich auf
André Kaczmarczyk und Janine Ortiz sind ganz in ihrem Element, wenn es um das Kabarett der 1920er Jahre geht. Der Ensemble-Liederabend »Überall ist Wunderland« aus dem Jahr 1991 bietet einen willkommenen Anlass, sich mit dem Dichter und Stern des Berliner Nachtlebens Joachim Ringelnatz zu beschäftigen.

Foto: Sonja Rothweiler
Auf dem Bild: Dieter Prochnow, Eva Schuckardt, Peter Harting, Helmut Büchel, Nicole A. Spiekermann, Hanna Seiffert, Andreas Privou (vorne) und Georg Vietje in »Überall ist Wunderland — Ein literarisch-musikalisches Kabarett mit Texten von Joachim Ringelnatz«, 1991.
Lost and Sound — Folge 7: Der Rest ist Schweigen
André Kaczmarczyk und Janine Ortiz sind dem »Mythos Hamlet« auf der Spur. Gemeinsam mit Dänenprinz-Darsteller Christian Friedel sprechen sie über seine Interpretation der ikonischen Rolle und hören in einen Mitschnitt der ersten »Hamlet«-Inszenierung am Gustaf-Gründgens-Platz hinein. 1970 gab Helmuth Lohner die Titelpartie in der Regie von Karl Heinz Stroux.

Foto: Lore Bermbach
Auf dem Bild: Marianne Hoppe als Gertrude und Helmuth Lohner als Hamlet in Shakespeares »Hamlet« (Regie: Karl Heinz Stroux), 1970.
Lost and Sound — Folge 6: Die Frau im Mond
Pünktlich zu Silvester warten André Kaczmarczyk und Janine Ortiz mit einer beschwingten Operettenfolge auf. Hören Sie Ausschnitte aus Paul Linkes »Frau Luna« aus dem Jahr 1991. Zu Gast ist niemand Geringeres als die Frau im Mond selbst, Manuela Alphons, die damals die Titelpartie gab.

Foto: Lore Bermbach
Auf dem Bild: Manuela Alphons in Paul Linkes »Frau Luna« (Regie: Peter Kern), 1991.
Lost and Sound — Folge 5: Von Bratäpfeln und Giftäpfeln
Alle Jahre wieder. André Kaczmarczyk und Janine Ortiz sprechen über Weihnachten im Theater. Und für alle Freund*innen des Weihnachtsmärchens liest Ensemblemitglied Claudia Hübbecker »Schneewittchen« von den Gebrüdern Grimm, unterlegt mit den Sounds der Inszenierung von Barbara Oertel-Burduli aus dem Jahr 1984.

Foto: Lore Bermbach
Auf dem Bild: Julia Kock als Schneewittchen in »Schneewittchen« (Regie: Barbara Oertel-Burduli), 1984.
Lost and Sound — Folge 4: Das Intendanten-Duett
In einem Interview, das 1972 auf Band aufgezeichnet wurde, blickt Intendant und Regisseur Karl Heinz Stroux auf 17 Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus zurück. Ein willkommener Anlass für André Kaczmarczyk und Janine Ortiz mit dem heutigen Intendanten des Hauses, Wilfried Schulz, ins Gespräch zu kommen.

Foto: Lore Bermbach
Auf dem Bild: Otto Rouvel, Karl Heinz Stroux auf der Probe zu »Der seidene Schuh«, 1959.
Lost and Sound — Folge 3: Elektra Stimmen
Die Sprechchöre und Musiken aus Kai Braaks »Elektra«-Inszenierung haben die Zeiten überdauert. Wir lassen die Magnettonbänder aus dem Jahr 1974 auf die Stimmen von heute treffen. Ensemblemitglieder Judith Bohle, Felicia Chin-Malenski und Kilian Land in einem Sophokles-Hörspiel, das Jahrzehnte überbrückt.

Foto: Lore Bermbach
Auf dem Bild: Brita Sommer, Gerhild Didusch & Ensemble in »Elektra« (Regie: Kai Braak), 1974.
Lost and Sound — Folge 2: Der Fall Marinelli
1991 spielt der junge Herbert Fritsch in Werner Schroeters Inszenierung von Lessings »Emilia Galotti«. Knapp 30 Jahre später hören wir gemeinsam mit ihm in einen Mitschnitt des letzten Aktes hinein.

Foto: Lore Bermbach
Auf dem Bild: Jens Berthold, Herbert Fritsch & Ensemble in »Emilia Galotti« (Regie: Werner Schroeter), 1991.
Lost and Sound — Folge 1: Die Geschichte der Bänder
Wie kamen die Magnetbänder im Schauspielhaus zum Einsatz? Welche Schätze birgt das Geräuscharchiv? André Kaczmarczyk und Janine Ortiz machen einen Husarenritt durchs Material.

Foto: Thomas Rabsch
Auf dem Bild: André Kaczmarczyk und Janine Ortiz
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Kommentare
vielen Dank für die Rettung der Magnettonbänder.
Mit Vergnügen habe ich in unsere Produktion
"Überall ist Wunderland"
durch Ihren hervorragenden und unterhaltsam präsentierten Podcast mit Frau Ortiz wieder reingehört.
Herzliche Grüße
Andreas Privou
Wenn es etwas Positives an Corona gibt, dann dass es Zeit für diesen wunderbaren Podcast gibt.
Jede Folge ist eine neue Wundertüte, die spannende Einblicke gibt. Die dazu eingeladenen Gäste bringen zusätzliche interessante Perspektiven. Ich freue mich auf jede neue Folge und merke dabei leider auch wie sehr mir das Theater fehlt.
Bis auf hoffentlich bald wieder im Schauspielhaus.
Vielen Dank!
Ein Theater, das anhand von alten Tondokumenten (wer hat die eigentlich in den Container geschmissen?) seine eigene Geschichte - mit Schlenkern in die Gegenwart durch interessante Interviewpartner von heute - aufarbeitet, gibt es nur selten. Meistens sind Theateraufführungen - auch die im eigenen Haus - Schnee von gestern. Diesmal glücklicherweise nicht - und danke auch für die viele Arbeit bei der Erstellung der Podcasts - aber es hat sich gelohnt.
Viele Grüße aus Bilk.
Missing you all! Happy New Year!
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