»Große Sehnsucht nach Lebendigkeit«
Der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses und der Chef des Jungen Schauspiels halten Theater als Live-Erlebnis für notwendig.
Sprache, Bewegung, Tanz – mit einem Energieschub für die Bühne, dem Stück »Hyperreal«, inszeniert von der argentinischen Theatermacherin Constanza Macras, wird das Düsseldorfer Schauspielhaus am 3. September seine Saison eröffnen. Das Junge Schauspiel folgt mit einer politischen Komödie, in der Jugendliche an einer Schule erste Erfahrungen damit machen, sich zu engagieren. Endlich wieder Theater – wenn auch anders als vor der Pandemie: Ein Gespräch mit dem Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses, Wilfried Schulz, und dem Chef des Jungen Schauspiels, Stefan Fischer-Fels, über die Rückkehr der Theater in die Öffentlichkeit und ihre Erwartungen an die kommende Spielzeit.
Interview aus der Rheinischen Post vom 25. August 2020 — von Dorothee Krings
Sprache, Bewegung, Tanz – mit einem Energieschub für die Bühne, dem Stück »Hyperreal«, inszeniert von der argentinischen Theatermacherin Constanza Macras, wird das Düsseldorfer Schauspielhaus am 3. September seine Saison eröffnen. Das Junge Schauspiel folgt mit einer politischen Komödie, in der Jugendliche an einer Schule erste Erfahrungen damit machen, sich zu engagieren. Endlich wieder Theater – wenn auch anders als vor der Pandemie: Ein Gespräch mit dem Intendanten des Düsseldorfer Schauspielhauses, Wilfried Schulz, und dem Chef des Jungen Schauspiels, Stefan Fischer-Fels, über die Rückkehr der Theater in die Öffentlichkeit und ihre Erwartungen an die kommende Spielzeit.
Interview aus der Rheinischen Post vom 25. August 2020 — von Dorothee Krings

Foto: Melanie Zanin
Sie beginnen diesmal mit »Startsignalen« auf dem neugestalteten Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Schauspielhaus. Kein Eröffnungsfest im Theater also, dafür Kostproben aus den ersten Inszenierungen in der Stadtöffentlichkeit. Warum?
Wilfried Schulz Ein Eröffnungsfest im Theater wäre wegen Corona schwierig geworden, aber wir bespielen den Platz, auch wenn er noch nicht ganz fertig ist. Wir stellen die neuen Produktionen vor, es wird getanzt, gesungen, gelacht. Und das alles vor dem Theater mit der frisch sanierten Fassade. Für uns ist dieses »Startsignal« der Appell: Als nächstes kommt rein zu uns!
Der Spielplan sieht wie an vielen Theatern ein wenig anders aus als vor Corona. Sie spielen etwa Stücke mehrfach nacheinander.
Schulz Ja, um den Aufwand für die Bühnentechnik möglichst gering zu halten. Aber der Spielplan insgesamt ist so vielfältig und abwechslungsreich wie vor der Pandemie. Es gibt diskursive Veranstaltungen, ein Heine-Abend ist als Hausbegehung inszeniert, es wird eine politische Rede am 3. Oktober geben, großes Theater, kleine Formate, Experimente – unser Haus wird sein Profil nicht verändern. Auch die Bürgerbühne arbeitet weiter, etwa mit einem Stück über Fortuna, alles was uns ausmacht, wird vertreten sein.
Stefan Fischer-Fels Wir möchten uns auch im Jungen Schauspiel mit den neuen gesellschaftlichen Bedingungen beschäftigen, ohne dauernd in Dystopien zu verfallen. Bei der Spielplangestaltung ging es uns um die Frage, was bestärkt Menschen gerade? Wir wollten nicht ständig in die Abgründe gucken, die Corona womöglich reißt. Davon kann auch erzählt werden, aber eigentlich geht es um Lebenslust, um Energie für die Zuschauer.
Wie beeinflusst Corona Ihre Arbeit?
Schulz Wir versuchen derzeit, die Waage zu halten zwischen Achtsamkeit, Sorgfalt, Vorsicht auf der einen Seite und der großen Sehnsucht nach Lebendigkeit, danach wieder zu spielen, große Gefühle auf der Bühne zu haben und über die Gegenwart nachzudenken. Wir proben mit allen Vorsichtsmaßnahmen, halten uns vor und hinter der Bühne an die Abstandsregeln, arbeiten teilweise mit Masken. Man kann es so beschreiben: Der Betrieb ist wieder ganz hochgefahren – volle Kraft voraus mit den Lasten, die man im Moment eben mitziehen muss.
Wie hat das Junge Schauspiel die ersten Corona-Monate verarbeitet?
Fischer-Fels Wir waren nur sehr kurz depressiv. Dann haben wir schon begonnen, Inszenierungen so umzuarbeiten, dass sie auch unter Corona-Bedingungen gezeigt werden können. Wir haben an neuen Stücken gearbeitet und freuen uns nun unglaublich auf den Tag der Wiederöffnung. Ich glaube, dass wir uns auf neue Art mit dem Publikum verbünden werden. Theater darf wieder passieren! Die Situation ist verrückt, aber wir werden die neuen Stücke auf gute Art miteinander erleben, das werden wir unseren jungen Zuschauern vor den Aufführungen sagen.
Wird es wieder Schulaufführungen geben?
Fischer-Fels Ja, auch die Schulen dürfen wieder kommen. Wir setzen die Kinder so, dass sie unter Abstandswahrung in ihren Klassenverbänden bleiben. Die ersten sieben Schulvorstellungen sind bereits ausverkauft.
Wie hat das Ensemble den Schock des Lockdowns verkraftet?
Schulz Es gab ein großes Aufatmen, als die Proben im Haus wieder angelaufen sind. Zuhause sitzen und kleine Filme fürs Internet produzieren, das kann man eine Zeit lang machen, aber das ist nicht das Kerngeschäft der Künstler, mit denen wir zusammenarbeiten. Es war also eine Befreiung, als die Künstler wieder arbeiten konnten.
Sie glauben nicht, dass das Theater durch die Corona-Erfahrung digitaler wird?
Schulz Ich glaube ganz fest, dass die Gegenwärtigkeit von Menschen, die Kunst produzieren und von Menschen, die das erleben, der Kern von Theater ist. Das ist schon seit der Antike so. Die digitalen Experimente während des Lockdowns haben auch gezeigt, dass dadurch kein neues Publikum gewonnen wird. Das sehen sich Leute an, denen Theater ohnehin etwas bedeutet. Wir werden das Digitale in Zukunft vielleicht mehr nutzen, aber es ist nicht die Zukunft des Theaters.
Fischer-Fels Im Jugendbereich fände ich es sogar problematisch, wenn wir zu noch mehr Konsum digitaler Produkte anregen würden. Kinder verbringen ohnehin so viel Zeit vor Bildschirmen, Corona hat das nochmal gesteigert! Jetzt brauchen sie dringend Lebendigkeit. 18 Stunden am Tag aufs Handy zu schauen, ist kein idealer Weg, wie Jugend aufwachsen sollte.
Schulz Es ist auch gesellschaftlich von Bedeutung, dass man im Theater erlebt, wie Menschen einander etwas ins Gesicht sagen. Dass jemand eine Meinung vertritt, ohne Pseudonym, dafür einsteht, das hat eine gesellschaftliche Notwendigkeit, weil das mit Verantwortung zu tun hat. Egal, ob jemand eine Wut äußert oder Langeweile, im Theater gibt es eine Reaktion darauf, das ist eine wahnsinnig wichtige Erfahrung für isolierte Individuen, die wir alle sind.
Ökonomisch ergibt es keinen Sinn, dass Sie im Großen Haus vor 180 Leuten spielen.
Schulz Nein, das ist keine ökonomische, sondern eine sehr bewusste politische Entscheidung auch von unseren Trägern – der Stadt Düsseldorf und dem Land NRW –, die wir für notwendig halten. Es ist wichtig, dass der öffentliche Raum des Theaters wieder für gesellschaftliche Diskurse zur Verfügung steht.
Fischer-Fels Und die Bürger entscheiden ab September, ob sie diesen Raum wieder annehmen.
Schulz Ich verstehe jeden, der wegen des geschlossenen Ortes zögert. Darum tun wir alles, um das Theater sicher zu machen. Wir müssen lernen, mit Corona zu leben.
Zum Artikel in der Rheinischen Post
Wilfried Schulz Ein Eröffnungsfest im Theater wäre wegen Corona schwierig geworden, aber wir bespielen den Platz, auch wenn er noch nicht ganz fertig ist. Wir stellen die neuen Produktionen vor, es wird getanzt, gesungen, gelacht. Und das alles vor dem Theater mit der frisch sanierten Fassade. Für uns ist dieses »Startsignal« der Appell: Als nächstes kommt rein zu uns!
Der Spielplan sieht wie an vielen Theatern ein wenig anders aus als vor Corona. Sie spielen etwa Stücke mehrfach nacheinander.
Schulz Ja, um den Aufwand für die Bühnentechnik möglichst gering zu halten. Aber der Spielplan insgesamt ist so vielfältig und abwechslungsreich wie vor der Pandemie. Es gibt diskursive Veranstaltungen, ein Heine-Abend ist als Hausbegehung inszeniert, es wird eine politische Rede am 3. Oktober geben, großes Theater, kleine Formate, Experimente – unser Haus wird sein Profil nicht verändern. Auch die Bürgerbühne arbeitet weiter, etwa mit einem Stück über Fortuna, alles was uns ausmacht, wird vertreten sein.
Stefan Fischer-Fels Wir möchten uns auch im Jungen Schauspiel mit den neuen gesellschaftlichen Bedingungen beschäftigen, ohne dauernd in Dystopien zu verfallen. Bei der Spielplangestaltung ging es uns um die Frage, was bestärkt Menschen gerade? Wir wollten nicht ständig in die Abgründe gucken, die Corona womöglich reißt. Davon kann auch erzählt werden, aber eigentlich geht es um Lebenslust, um Energie für die Zuschauer.
Wie beeinflusst Corona Ihre Arbeit?
Schulz Wir versuchen derzeit, die Waage zu halten zwischen Achtsamkeit, Sorgfalt, Vorsicht auf der einen Seite und der großen Sehnsucht nach Lebendigkeit, danach wieder zu spielen, große Gefühle auf der Bühne zu haben und über die Gegenwart nachzudenken. Wir proben mit allen Vorsichtsmaßnahmen, halten uns vor und hinter der Bühne an die Abstandsregeln, arbeiten teilweise mit Masken. Man kann es so beschreiben: Der Betrieb ist wieder ganz hochgefahren – volle Kraft voraus mit den Lasten, die man im Moment eben mitziehen muss.
Wie hat das Junge Schauspiel die ersten Corona-Monate verarbeitet?
Fischer-Fels Wir waren nur sehr kurz depressiv. Dann haben wir schon begonnen, Inszenierungen so umzuarbeiten, dass sie auch unter Corona-Bedingungen gezeigt werden können. Wir haben an neuen Stücken gearbeitet und freuen uns nun unglaublich auf den Tag der Wiederöffnung. Ich glaube, dass wir uns auf neue Art mit dem Publikum verbünden werden. Theater darf wieder passieren! Die Situation ist verrückt, aber wir werden die neuen Stücke auf gute Art miteinander erleben, das werden wir unseren jungen Zuschauern vor den Aufführungen sagen.
Wird es wieder Schulaufführungen geben?
Fischer-Fels Ja, auch die Schulen dürfen wieder kommen. Wir setzen die Kinder so, dass sie unter Abstandswahrung in ihren Klassenverbänden bleiben. Die ersten sieben Schulvorstellungen sind bereits ausverkauft.
Wie hat das Ensemble den Schock des Lockdowns verkraftet?
Schulz Es gab ein großes Aufatmen, als die Proben im Haus wieder angelaufen sind. Zuhause sitzen und kleine Filme fürs Internet produzieren, das kann man eine Zeit lang machen, aber das ist nicht das Kerngeschäft der Künstler, mit denen wir zusammenarbeiten. Es war also eine Befreiung, als die Künstler wieder arbeiten konnten.
Sie glauben nicht, dass das Theater durch die Corona-Erfahrung digitaler wird?
Schulz Ich glaube ganz fest, dass die Gegenwärtigkeit von Menschen, die Kunst produzieren und von Menschen, die das erleben, der Kern von Theater ist. Das ist schon seit der Antike so. Die digitalen Experimente während des Lockdowns haben auch gezeigt, dass dadurch kein neues Publikum gewonnen wird. Das sehen sich Leute an, denen Theater ohnehin etwas bedeutet. Wir werden das Digitale in Zukunft vielleicht mehr nutzen, aber es ist nicht die Zukunft des Theaters.
Fischer-Fels Im Jugendbereich fände ich es sogar problematisch, wenn wir zu noch mehr Konsum digitaler Produkte anregen würden. Kinder verbringen ohnehin so viel Zeit vor Bildschirmen, Corona hat das nochmal gesteigert! Jetzt brauchen sie dringend Lebendigkeit. 18 Stunden am Tag aufs Handy zu schauen, ist kein idealer Weg, wie Jugend aufwachsen sollte.
Schulz Es ist auch gesellschaftlich von Bedeutung, dass man im Theater erlebt, wie Menschen einander etwas ins Gesicht sagen. Dass jemand eine Meinung vertritt, ohne Pseudonym, dafür einsteht, das hat eine gesellschaftliche Notwendigkeit, weil das mit Verantwortung zu tun hat. Egal, ob jemand eine Wut äußert oder Langeweile, im Theater gibt es eine Reaktion darauf, das ist eine wahnsinnig wichtige Erfahrung für isolierte Individuen, die wir alle sind.
Ökonomisch ergibt es keinen Sinn, dass Sie im Großen Haus vor 180 Leuten spielen.
Schulz Nein, das ist keine ökonomische, sondern eine sehr bewusste politische Entscheidung auch von unseren Trägern – der Stadt Düsseldorf und dem Land NRW –, die wir für notwendig halten. Es ist wichtig, dass der öffentliche Raum des Theaters wieder für gesellschaftliche Diskurse zur Verfügung steht.
Fischer-Fels Und die Bürger entscheiden ab September, ob sie diesen Raum wieder annehmen.
Schulz Ich verstehe jeden, der wegen des geschlossenen Ortes zögert. Darum tun wir alles, um das Theater sicher zu machen. Wir müssen lernen, mit Corona zu leben.
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